Letztens war ich mal wieder in meiner Stammkneipe zu Besuch, wollte mir zum obligatorischen Feierabendbierchen direkt mal ein paar Euro am Automaten gönnen und Eye of Horus spielen. Im Raucherraum der Kneipe standen insgesamt 3 Spielautomaten, leider wie so oft alle belegt. Erstmal eigentlich nichts Außergewöhnliches, aber ich kann versprechen, es wird noch interessant; so etwas wie an diesem Abend habe ich selten, beziehungsweise in dieser Konstellation noch nie erlebt und werde es wohl so schnell auch nicht wieder.
An den beiden exakt nebeneinander platzierten Automaten saßen links eine ältere Dame, bestimmt schon an die 80 Jahre alt oder gar älter, und rechts daneben ein schlaksiger, bebrillter Mann meines Alter, also in den Mittvierzigern würde ich mal tippen. Dieser zugegebenermaßen am Automaten doch recht tollpatschig und unbeholfen wirkende Mensch spielte mit geringstmöglichem Geldeinsatz das am wenigsten lukrative Spiel und fing bei jeder Nullrunde an, wie ein Verrückter auf die Tasten, manchmal auch direkt auf den Bildschirm, einzuhämmern. Sobald der aktuelle Einsatz verspielt war, griff er eine 2 Euro-Münze von der Ablage zwischen ihm und der Frau und war und warf sie in den Münzschlitz des Automaten.
Mit der nächsten Zigarette, die ich mir anzündete, wanderte mein Blick weiter nach links zu der in sich zusammengesackten rothaarigen Frau, die im krassen Gegensatz zu ihrem Nebenmann äußerst verwirrt und wie in ihrer eigenen Welt lebend wirkte. Sie spielte ruhig, fast schon mit akribischer Genauigkeit und schien sich jedes neue Bild auf dem Screen vor ihren Augen genauestens einzuprägen. Allerdings spielte auch diese Dame nur auf gang geringen Einsätzen und griff ebenfalls des Öfteren nach einem zusätzlichen Zweier.
Es wurde schnell noch merkwürdiger. Gerade kam ich von der Toilette und bestellte mir ein neues Bier an der Theke, da stand plötzlich der Herr aus dem Raucherraum neben mir und orderte eine heiße Schokolade mit viel Sahne und Keks. Warum war er bloß so nervös? Ich schaute auf die Uhr. Die Frage, die mich viel mehr interessierte; warum in drei Teufels Namen würde sich ein Mann wie ich um 22 Uhr in einer Kneipe eine heiße Schokolade bestellen?
Ich war ein wenig schneller als er unterwegs und so hatte ich bereits die nächste Zigarette im Mund, als er sich wieder zurück an seinen Platz begab. Die Alte tippte ihn halbherzig an die Schulter und sagte irgendetwas, so leise, dass es unmöglich zu verstehen war. Der Herr erwiderte daraufhin; „Nein, Mama, mehr gibt es jetzt nicht. Es ist schon spät, gleich kommt unsere Sendung im Fernsehen.“ Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, Mutter und Sohn, die eine noch sonderbarer als der andere. Jetzt entbrannte eine angeregte Diskussion, ob man nicht doch weiterspielen könne, doch mir reichte es und ich verließ an dieser Stelle diese skurrile Situation.